Lotte Neumann
„Wie ich zum Film gekommen bin?“
Ich war kaum sechzehnjährig, begeisterte Elevin der »Komischen Oper«, von dem glühenden Wunsche beseelt, dereinst eine große Sängerin zu werden. Da wurde mir eines Tages durch einen Kollegen Max Mack vorgestellt. Nachdem er mich minutenlang stumm, aber desto gründlicher mit seinem Regisseurblick beschaut hatte, sagte er: »Fräulein, Sie müssen filmen.« Überrascht fragte ich: »Ja, kann ich denn das? Ich singe wohl und spiele Theater, aber filmen?!« Max Mack erklärte: »Singen brauchen Sie nicht, Theaterspielen ist wichtiger, spielen Sie nur ruhig die Hauptrolle in meinem nächsten Film!« – Ich hatte ernsthafte Bedenken; sechzehnjährig, eine Hauptrolle noch dazu, eine dramatische Ehefrau darstellen, das war doch ein bißchen viel auf einmal.
Aber die Sache interessierte mich. – Und es ging, sehr gut sogar. – Ich blieb noch am Theater, aber langsam nahm michnun der Film ganz für sich. Und ich gehöre der Filmkunst jetzt mit derselben Liebe und Freude an wie früher der Bühne.
„Durchgesetzt” hat mich mein Publikum; mit Reklame für mich bin ich bis heute stiefmütterlich bedacht worden. Ich gestehe, daß ich stets bei Vorführung meines neuesten Films ein wenig Herzklopfen habe. Es kommt vor, daß mein eigenes »Ich« auf der Leinwand mir so wenig gefällt, daß ich nicht hinschauen mag. Ebenso erlebe ich es, daß ich mir selbst ehrliche Bewunderung zolle. Jedenfalls ist der Wunsch in mir, es immer noch besser zu machen.
„Spielen“ möchte ich am liebsten alles; ich wünsche mir, daß mein Publikum so mit mir mitgeht, daß es mir nicht verübelt, wenn ich ihm auch einmal einen Frauencharakter bringe, der meinem braven blonden Scheitel widerspricht.
Unbedingt läßt sich das Kinodrama durch Zusammenarbeit verständnisvoller Regisseure mit ersten Autoren und ernst zu nehmenden Darstellern auf ein höheres geistiges und literarisches Niveau bringen.