Margareta von Schwangau an ihren Mann, 18. Mai 1445 (Letter, 1445)

This text was digitized and graciously donated to Sophie by Dr. Albrecht Classen, University of Arizona. This particular work has been extracted from Classen's Frauen in der deutschen Literaturtgeschichte; the full text is available on this site.

Margareta von Schwangau an ihren Mann, 18. Mai 1445

 

Meinen freundlichen willigen Dienst sei alllezeit dir versprochen, herzlich lieber Mann.  Es wäre mir eine große Freude zu wissen, daß Ihr wohlauf seid und daß es Euch gut geht.  Ich teile Euch mit, was einige Leute in Kastelrut geredet haben und wie übel sie über Euch geflucht haben, daß Ihr alle Kümmernisse und Leiden, die jetzt im Land vorherrschten, verursacht hättet.  Man sei nach Trient gezogen [um sich zu beschweren] und daß man den Brettlein gefangen und ihm sein Gut abgenommen habe und dazu das vom Gerhart.  Weiterhin haben sie gesagt, daß nieman außer Ihr daran schuld sei, daß man Herrn Theobald von Wolkenstein [ein Neffe Oswalds, erwählter Bischof von Trient] nicht geschrieben habe.  Wo auch immer Ihr hin gelangen wolltet, machtet Ihr es, und sie verwunderten sich immer, daß Euch alle Dinge zum Guten sich wenden.  Sie hoffen, daß Ihr nicht länger im Rat bleibt.  Es würde nicht acht Tage nach Gestern dauern, bis Ihr aus dem Rat kommt, und schon werde man Nachrichten vernehmen, wie es Euch ergehen werde.  Dazu hat Herr Theobald gesagt, ehe er Euch wegen der Bauern richten lassen wolle, wie es die Briefe bestätigen, wolle er die Herrschaft oder die Kontrolle über das Land abgeben und auflösen.  Ich bitte Euch, herzlich lieber Mann, nehmt Euch in allen Dingen in acht, damit Euch keine Niederlage trifft, denn Ihr müßt Euch gut vorsehen.  Lieber Herr, getraut dem Gufidauner nicht, denn er und der Tunner und Herr Theobald stecken unter einer Decke.  Dazu laß ich Euch wissen, wie man geredet hat, daß Ihr leider zu viele unerbetene Zuhörer hättet [zu viele Schindeln auf dem Dach].  Wenn dies aber nicht so wäre, wollte man schon einen Weg finden, daß Ihr die Leute zusammen bleiben laßt.  Denkt nur gut daran, herzlich lieber Herr, wenn Ihr länger im Rat bleibt, schickt nach mir; dafür will ich Euch immer dankbar sein, denn ich will nicht von Euch getrennt sein, sei es hier oder anderswo.  Lieber Herr, ich habe vernommen, daß mein Herr von Brixen nicht nach Meran gekommen sei [Bischof von Brixen].  Dies habe ich gut an ihm verstanden.  Wenn Ihr nicht zu ihm gelangt, um Euch mit ihm wegen der Briefe zu bereden, wenn ihm dann der Rat deswegen schreiben wird, so soll er Eure Briefe beantworten; dies wird er gerne Euretwegen tun.  Lieber Herr, könnt Ihr mit dem Jösen reden; er soll hierher zurückkommen, ich kann Euch einen anderen tüchtigen Knecht schicken, damit Ihr gut versorgt seid.  Diese Hilfe brauchen wir hier im Haus.  Dazu laß ich Euch wissen, daß ich zwei Ochsen gekauft habe für 10 Dukaten und 1 Pfund.  Der Basaier hat die 8 Dukaten dafür ausgelegt.  Weder der Probst noch der Hauss wollen das Schmalz haben.  Wenn Ihr es dafür dem Grösskopf geben wollt, der nimmt es gerne für 1 Pfund und 8 Fierer [Münzen], aber nicht mehr.  Der Fräl aber meint, er würde es gut in Tramin loswerden, wenn ich es ihm mitgeben wollte.  Laßt mich in Briefen, die Ihr mir durch den Geier schickt,  wissen, was Eure Meinung darüber ist, und auch in bezug auf die anderen Dinge, besonders wie es Euch geht oder was Ihr wollt.  Sendet mir den [Geier] gleich wieder zurück, denn ich kann ihn hier im Haus nicht entbehren.  Mehr kann ich nicht berichten; es steht auf Hauenstein alles beim Rechten.  Damit möge Euch der allmächtige Gott pflegen.  Diktiert zu Hauenstein am Freitag nach Fronleichnam.   Anno Domini XLV.

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Editor
Dr. Albrecht Classen