Eyn mssyue oder Sendbrieff (Letter, 1513)

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Eyn mssyue oder Sendbrieff/so die Ebtissche von Nuernberg an den hoch beruemptenn Bock Emser geschrieben hatt/fast kunstlich vnd geistlich auch gut Nonhisch getichtet. D.M.XXIII.

Dem erwirdigen herrn vnd andechtigem priester/auch hochgelertem Doctor Jeronimo Emser kreftigem verfechter christlichens glaubens meynem gunstigen hern/gebietter/vnd patron/in Christo Jesu.

Spiritum paraclitum et sanctam eius apparitionem loco deuote salutis.1 Erwirdiger herr/vnd mein großgeachter vnd hochgelerter vatter vnd patron. Wie wol ich arme sant Claren Schwester dienerin E.E. vnbekanth byn/ßo bekenne ich E.E. fast wol.2 Sicut vnicum Euangelicum3 et apostolicum nostris temporibus Doctorem/gemmam clericorum/singularem presidium4 /solatium delictarum ouium Christi/propugnatorem qz christiane veritatis/quem toto affectu mentis colo/amo/et cuncti potentem deum/noctu die qz pro vestra dominatione ex oro/vt mittatur vobis auxilium de sancto/et victoriam contra hostes Christi et omnium sanctorum.5 Gyb E.E. demutiglich zu erkennen das ich offt von meynen lieben frommen kyndern6 /der ich so bey mir habe vormant byn worden. E.E zcu schreyben/hab aber solchs nicht gethuern vornhemen angesehen vngleych E.E. vnd meiner vntuchtiger person. Byß mich zuletzt die wirdige mutter7 Abbatissa zit Eger die mir ewer gantz heylsame erleuchte/yha gantz hymmelische8 vnd christliche buochleyn/so vil sye der hat muegen haben/offt zu geschickt/auch vor ursacht hat E.E. mit meyner einfeltigen schrifft heym zuschicken. Dem noch so yr wyst das Charitas omnia excusat/omnia suffert.9 Szo vermische ich mich.10 E.E. anzusprechen/als meynen bsundern hern vater11 vnd eynigen trost auff erden in der Euangelischen noth/ßo manchfeltiger ketzerlicher irthumb/mit dem ich E.E. weynend clag vnser Stadt so ihemerlich vorgifft ist allermeinst der regenten halbe das gott ym hymel geclagt sey/das diese edle christliche stadt/mit so vil geystlicher vbung/die vntzweyffel vor vier iaren schwert schlege/vnd buchsen schueß/nit do hyn hetten moegen brengen/do hyn sye itzo leyder allein mit blossen worten vnnd vordampten schandbuechlein Filiorum sathane gefurt haben/al mein tag hat mich kein dingk nicht hertzlicher betruebeth. Ach Tedet animam meam vite mee. Ich hab ymmer gehofft wan sye also offenbar vnuordeckt ketzerische luegenn sagen vnd schreyben wurden/yderman wurde erkennen was diß vor bueberey were. Aber Induratum est cor eorum/ye groeber sie spinnen/ye bas es den verblenten liebt/vnnd niemant der dannoch die warheyt bekent/darzu thut. Darauß ich furcht das einn pflage Gottis vber alle andere erschreckliche ist.

Et nisi dominus reliquisset nobis semen vestre sacre sancte doctrine/et quasi Sodoma fuissemus/et quasi Gomorra similes essemus.
Darumb ich erstlih got dem almechtigen dancksage. Toto mentis et cordis affectu der ewer andechtig hertz mit seinez heiligen geist also erleucht hat. dz ir redt vnd schreibt die dingk/die mitt warheyt alle vnser feind nit widersprechen moegen. O gebenedeyet sey ewer Ignitum et euangelicum ingenium/mit dez ir die Goetliche warheyt also concipirt/gebenedeyt seynt ewer hende/mit den ihr dy Cristliche warheyt also schreibt/gedanckt sey E.E. von mir vnd von allen frommen Christen menschen vmb eyn iglichs wort vnd buchstaben/der yr zu auffenthalt der heyligen Christenheyt/wider ihre feind gschriben habt. O last euch der arbeit nit dauren/wan on frucht zurgeht es nicht/wiewol es iderman nit wol gefelt. Ir wißt dz vnser behalter gesprochen. Nolite santum dare canibus/nec margaritas porcis. Wan ir wuest mit was freuden mein Schwestern so ewer heilsame buechlein entpfahen/es wuerd euch an ewerm hertzen sanfft thun/wan mir Emsers buechlein von Egra komen. O letabor ego super eloquia tua/sicut qui invenit spolia multa/quia dulciora super mel et fauum.

Ich laß sye als meynem Connent tzu tysch lesen/O so seindt die schwestern also wonsam/als weren sye vom tode anfferstandenn/das doch noch eynn mensch auff erden ist das die warheyt weyß/kann vnnd gethur sagen vnnd schreiben. Benedictus dominus in donis suis.

O yhr habt einn grossen namen vnnd hertzliche gunnst ynn vnnserm closter/wen man den Emser nennet/so freut sich yderman/als sehe man den hertzogen des christlichen volcks/Ich beuil E.E. dick meynenn schwestern in yr gebett/vnnd besonder da yr kranck wareth/hielten wir Conuentlich proces zu der hochgelobten mutter Gottis vnnd der heyligenn mutter sandt Anna/das sie euch von Gott gesundtheyt erwuerbenn. Dan alles heyl (menschlich zureden) ligt an dieser seule.

Ich schick auch ewr buechlein auß weit vnd breyt/i vil cloester vber vil meyln/da man vberal groß iubel da von schreibt besonder dan vnser vetter die Barfussen gar begirlich darnach/auch vnnser oeberster/wan sie wissen dz ich new Emsers buechlein hab/so lassen sie mir keyne ruwe ehe ichs geliess muß ichs hin geben. Des gleichen auch die Carmeliten hie/seint seer begirig darnach/vnd allerley Orden/besunder sant Benedict ym yunkfrawen kloster haben grossen trost dauon/auch weltliche priester/aber nicht alleine die geystlichen/sondern auch vil erbare Buerger vnd burgerin/ym elichen standt/die nicht von der boesen secten seind/haben hertzlichen trost vnd bestetung ym Christlichem glauben. Dauon gnaden Gottis seint noch vil frommer Christen zu Nurnbergk/die yre knye noch nit fur den ydolum gebogen haben/Got behuet weyter/also wyn ichs ein gtrew schafferin vnd besonderin ewer heylsamen lere. O wolt Got das der mir vil zuhanden kommenn/wolt ich getrewlich domit wuchern/vnd darumb bitt ich E.E. in visceribus Jesu Christi flexis poplitibus et lachrimosis oculis. Leget dz kostlich talent/daz euch Got vor allen/so yn Teutschen landen seynd/wolan/vnd last euch niemant auf erden geschweygen. Quia dominus dabit verbum euangelizantibus virtute multa. Et si deus pro nobis/quis contra nos. Wan wiwol ewer Goetliche lere laider nitt eim yderman furtregt/so gleubet doch mir warlich/dz sie vil menschen grosse frucht bringt/die villeicht sonst auch abfielen. Ir seyt ytzo Unica tuba Ecclesie/schweigt ir/so erligen wir alle. O freudt euch des mith grossen freuden/das ir ytzo Apostolico more seyt. Columna Ecclesie/an die wir vns alle halten/darumb Viriliter agite/et confortetur cor vestrum/quia bonorum laborum gloriosus erit fructus. Vnnd wo ewere lere schon nicht helffe an den kegenwertigen (quod tamen absit) so ist es doch gut vnd not auff kunfftigs/dz doch vnser nachkommen sehen/dz nicht alle menschen yn Deutscher nation dyßer verfluchten ketzerey haben nach gefolget. Dan ich weiß/dz etliche lewt dyße buechlen alle zusamen lassen bynten/zu beheltnis aufkunfftige tzeit. Eya ich hoff ich woel euch in Celesti patria meynen liben herrn vnd vatter Emßer Sicut alterum Theophrastum Hieronymi sehen getzirt Aureola Doctorum/vnnd ab schon vor etwas leyden darauf felt/Beati eritis si maledixerint vobis homines ec. Tamen nomen vestrum scriptum est in celis. Dabitis queso veniam meis ineptis et incultis litteris. Charitas fecti que aliquando nescit modum. Ich beuelh mich mitt sampt meynemt befolen schefleiin hertzlich vnnd demuetiglich ynn ewer andechtig gebet.

Valeat reuerenda dominatio vestra in gratia Dei perenni prosperitate. Ex Nurnberga Sexta Iunii Anno. M. D. XXII.

U. R. D.

Humilis filia soror Charitas
P. Abbatissa inutilis sororum sancte Clare Nurnberge.
 

Notes

1. Ein Autor kommentierte fortlaufend den Text der Charitas.  Ich drucke ihn hier dementsprechend als Anmerkung mit ab, denn er enthüllt die vielfältigen Meinungen eines reformatorisch gesinnten Mannes, der nur wenig von den theologischen Fähigkeiten der Frauen hält. Spiritum paraclitum.  Dy sach geht geistlich an es wirt gutt werden so es alles geystlich ist.

2. Claren schwester Vnd nit Christi schwester/des sie sich schamen/vnd von eiteln menschen bethumen.

3. vnicum Euangelicum.  Altzu hoch/wu es einer noten hher were/so kundts niemandt erschreyen.

4. singularem.  Nota Scriptura sactra non subiacet alexandri regulis/singulare divisset alexandri toto affectu.

5. Emßer laßdich nicht bewigen/die frawen konnen suesse wort geben.

6. fromen kyndern/Vileycht nit gottis kyndern/die solliche vatter vnd mutter auf erden nit suchen/vnd die ihren verleugnen.

7. wirdige mutter.  Sie ist freilich eynn selige mutter/die so vil kinder hat on eyn man/vnd doch nit yn Chro?/daruber sye vor Gott nichts gelten.  Ro. iiii.  Johan. viii.

8. hymmelische.  Ja des hymmels/den die keuckler haben/odder villeicht. do sich dy engel mit keulen schlagenn.

9. Manchen gutten trunck/ya pfaffen vnd mnchen. 

10. vermische ich.  Fathet schon/liebe charitas/vermischen ist mancherley.

11. vater. Patrem sequitur sua proles ein maus heckt an dy ander trost.

Bibliographic Information
Publication Date
1513