Das Teufelsmädel (Essay, 1924)

One of Lilly Klaudy's film reviews, as transcribed by Marshall Hutchings. It was featured on the 19th of December, 1924, in the newspaper of the Neue Freie Presse. For other listings of Lilly Klaudy's Filmbesprechung, please click on this link here.

[,,Das Teufelsmädel”]
         Schauspiel in sechs Akten. Film Fordns, Paris. Ein Recordfilm, in dem Sinn nämlich, als er zeigt, welch ungeheure Menge von wirksamen Elementen sich mit Erfolg in einer einzigen Geschichte unterbringen lassen. Sportlicher Elan, kriminalistsche Spitzfindigkeit, Schauerliches und Graziöses weben in vergnüglichem Wechsel um eine spannend geführte Handlung, die zwar nicht immer ganz glaubwürdig anmutet, dafür aber die Neugierde des Zuschauers auch nicht einen Augenblick lang erlahmen läßt. Berührt es zum Beispiel eingermaßen unwahrscheinlich, daß ein junges Mädchen die Verfolgung eines Mörders in einem bedenklichen Viertel von Paris lediglich im Vertrauen auf die eigene und die Bortüchtigkeit seines Sportlehrers unternimmt und alle technischen Schwierigkeiten einer noch unwollkommenen Erfindung über Nacht hinschwinden wie Märzschnee, sobald Gott Amor sich der Sache annimmt, so enschädigt anderseits das flotte Spieltempo und die überzeugende Natürlichkeit der Darstellung für die gelegentliche Unnatürlichkeit des Dargestellten. Die Titelrolle liegt bei Pearl White nicht nur in bewährten händen, sie liegt dem schönen Filmstern sozusagen in allen Gliedern. In diesen katzengeschmeidigen, geübten Sportgirlgliedern die ebenso behende zu klettern, zu turnen, den Kügel zu beherrschen und per Auto Rutschbahn zu fahren verstehen, wie mit bravouröser Anmut französische Plattenbrüder in Grund und Boden zu boren. Dem übermütig-zärtlichen Jungmädelheldentum der Amerikanerin erscheint die edel-frauliche Schönheit Arlette Marchals gegenübergestellt, deren reine Rameenzüge in seltsamen Widerspruch zu der anrüchigen Rolle einer Verbechergehilfin stehen. Henri Vaudin bewährt sich neuerdings als eindrucksvoller Characterspieler und Robert Lee gibt den Märtyrer seiner jungen Liebe mit sympathischen Anspruchslosigkeit. Eines ist sicher, mit diesem ,,Teufelsmädel” sind viele gute Geister des Kinos.
                 L--y K—y.

Bibliographic Information
Author
Publication Date
19 December 1924
Publication Place
Vienna, Austria
Press
Neue Freie Presse