Frauenschönheit ist ein Studium, in daß sich nur Sachverständige vertiefen können, um es erfolgreich für andere zu gestalten. Frauenschönheit ist ein Problem, daß nur jene restlos lösen können, die es sich zur Aufgabe gestellt haben, den Teint auf hygienischer Grundlage zu pflegen und rationell Cremes, Lotions und Puder zur verwenden. In dem reizend intim wirkenden Schönheitssalon am Kärntnerring von Othmar Schiff, des leßten Hoffriseurs - Herr Schiff frisierte seinerzeit immer Exkaiserin Zita - ist die Pflege der Gesichtshaut, die Pflege der Hand und des Fußes einer Araberin anvertraut.
Alle Geheimnisse, die Arabiens Schönheitskultur umfassen, werden hier verwendet, und ein Spezialgebiet bildet die moderne Luxusfußpflege, die es Tänzerinnen ermöglicht, ihre exotischesten Tänze, die meist barfuß ausgeführt werden, stilgerecht durch Färbung der Beine, einer rosigen Fußsohle und glänzend lackierter Fußnägel zu vervollständigen. Daher ist es wohl erklärlich, daß alle internationalen Mondainen, Engländerinnen, Amerikanerinnen, Pariserinnen, die Damen des Nordens und Ostens, sich der zarten, feinen Behandlung anvertrauen, die an Hand von modernsten internationalen Apparateinrichtungen überall nur Schönheit Schafft. Gerade wird einer jungen englichen Dame die Gesichtshaut massiert und danach nur ganz feine Cremeeinreibungen gemacht, darüber bloß ein Schimmer, eine Duftwolke Puder gehaucht, so wie es eben diese zarte Haut verlangt. Individualisierend ist hier die Pflege, nichts Patziges, Fettes und Unnatürliches darf im Gesichte liegen, wenn man versucht, nach Othmar Schiffs Methode schön zu sein, der seine erstklassigen Kräfte nach seinen Ideen leitet, sie zu dem erzieht, was sie sind - vollkommen vertraut mit den lezten Worten der Mode. Wie sehr hier darauf gesehen wird, daß die erprobte Methode des Chefs und der Chefin auf die Assistenten übergeht, zeigen die in einem Jahre auf allen internationalen Konkurrenzen errungenen Preise der Angestellten dieses Hauses, die wohl allein für sich sprechen. Herr Anton Ludwig erhielt in Berlin bei der Internationalen Frisurenkonkurrenz den Preis der schönsten modernen Frisur, ebenso fielen erste Preise Herrn Knob bei dem Internationalen Preisfrisieren der Damenfriseurgehilfen Wiens zu. Knob machte die schönste moderne Frisur, Ludwig erhielt den Preis für den im Salon Schiff ausgeführten schönsten Coiffurenschmuck. Endlich kommen noch erste Preise Anton Keusch'- Internationales Preisfrisieren der Akademie zur Pflege der Damenfrisierkunst für Postichearbeit und Friseurkunst - und Anton Ludwigs dazu, und als größte Anerkennung der Assistenten Othmar Schiffs der erste Preis des Herrn Keusch auf dem Internationalen Preisfrisieren der ganzen Welt in Zürich. Anton Ludwig erhielt dort den vierten Preis. Das sind die besten und sprechendsten Beweise der hier geübten Kunst. Wenn man den Salon de coiffure betritt, der abgesondert von den Salons der Schönheitspflege liegt, dann merkt man überall die tadellose Leitung. Alle Logen sind vollkommen separiert, bequem und mit allem Komfort ausgestattet, keine größere Arbeit wird ohne Rat des Chefs ausgeführt und nur die erstklassigste Durchführung anerkannt. Ganz besonderes vorgeschirittene Leitungen zeigt die Postichearbeit. Haarteile auf Scheitel gearbeitet, die die Kopfhaut vollkommen täuschend nachahmen, werden, da sie federleicht sind, sehr häuftig zur Vervollständigung der Frisur gebraucht. Die derart arrangierte Frisur ist entzückend und kein Mensch ahnt, daß diese duftigen Teile nicht angewachsenes Haar sind. Die Anerkennung Newyorks, Schwedens und Dänemarks, Hollands und Englands spricht dafür.
Gleich neben dieser künstlerischen Abteilung liegen die Färbekabinen, in die man mit farblosen unscheinbaren Haaren eintritt, um sie mit dem modernen rötlichen Stich im braunen Haar - das dann dem Gesicht ein pikantes Relief gibt - zu verlassen. So verlangt es nun die Mode, die sich von allzuviel Blondheit abwendet. Herr Othmar Schiff, der jede Neuerung einführt, aber nur in allererstklassigster Weise, hat den bisher besten Dauerwellenapparat von Nestle eingeführt. Nestle ist ein Deutscher, der in London und Amerika die Technik seines Apparats vervollkommt hat. Dieser außerordentliche Apparat, der die Dauerwellung tatsächlich bis zu zwei Jahren, mit zeitweiliger Nachbesserung des Nachwuchses, erhält, ist vollkommen unschädlich für die Entwicklung der Haare. Man kann bereits heute schon vormerken. Diese Dauerwellung, die dem naturgewellten Haar vollkommen gleichkommt, ermöglicht stets eine moderne Frisur, auf Reisen sowohl als auch im Seebad, wo feuchte Luft sonst jede Ondulation stört. Früher hieß es immer, daß man der Schönheit Bequemlichkeitsopfer bringen muß, nun aber ist es umgekehrt, wie dieser Dauerwellenapparat lehrt, jeßt befleißigt sich die Schönheit, der Bequemlichkeit entgegenzukommen.