Click here to view the article as it appeared in the 12 June 1924 issue of the Neue Freie Presse.
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In Richards Wagners " Wahlküre" ertönt während der Flucht Siegmunds und Sieglindes, vor dem tötlichen Zweikampf mit Hunding, noch einmal traumverloren und süß die Melodie des Liedes: Winterstürme wichen dem Wonnemond... " In ähnlich ergreifendem Kontrast dringen durch die furchtbare gorßartige Symphonie der ersten Revolution in Frankreich Liebeszeufzer und Klagen eines Paares, das durch seine Treue im Unglück an die legendären Helden und Heldinnen Trouveres gemahnt. Kein Liebestrank des Mittelalters hätte standhafteres Ausharren der Neigung, selbstlosere Aufopferung hervorrufen können, als sie der schwedische Graf Hans Axel von Fersen der Königin Marie Antoinette erwies. Aus den wenigen unvernichteten Dokumenten der Liebe von der Hand der schwergestraften Königin spricht eine Macht des Gefühls, die den Vergleich mit der zarten Innigkeit Isoldens nicht zu schellen brauchte.
Mehr als vier Jahre hatte Fersen, der schöne junge Kommandant des Regiments Royal-Suedois, das in Valeneiennes seine Garnison hatte, den Doppeldienst in der französischen und der schwedischen Armee versehen, der ihn zwang, sein Leben zwischen zwei Ländern zu teilen, als sein Souverän Gustav III. im Sommer 1788 Rußland den Krieg erklärte. Fersen Kapitänleutnant der Leibgarde , nahm mit ihm an der Campagne in Finnland teil. Noch vor deren Anschluß schickt ihn der König von Schweden nach Paris, damit er ihn über die bedeutungsvollen Ereignisse , die ihre Schatten vorauswarfen, auf dem Laufenden halte. Einige Monate vor dem Ausbruch der Revolution traf Fersen in der franzoesischen Hauptstadt ein. Am Tage der Erstürmung der Bastille war er in Valenciennes bei seinem Regiment,das er mit Mühe in alter Zucht und Ordnung hielt. Der gewaltigen Empörung, die das Recht an Stelle des Privilegiums setzen sollte, stand er verständnislos gegenüber. Er war und blieb ein treuer Diener seines Herren, ein unvergleichlicher Ritter seiner Dame, aber der Verstocktesten einer unter den adeligen Söhnen des Ancien régime. Auch diese unwandelbare Glaubenstreue einte ihn mit seiner geliebteb Herrin. Voll Grauen blickten beide auf die "enrages", voll zorniger Verachtung auf die Renegaten, den Grafen Mirabeau, den Marquis Lafahette. Allein jede Gehässigkeit gegen das Volk fehlt in Fersens Briefen aus dieser Zeit. Wie die Königin ist er ihm innerhalb der Grenzen streng aristrokratischer Weltanschauung wohlgesinnt, spricht der Verirrung und Verführung, die weichen muß. " Man hat das Volk gelehrt, seine Kraft zu fühlen," klagt er schmerzbewegt seinen Vater, " und es braucht sie mit wilder Grausamkeit." Junkerübermut lag ihm ebenso fern wie Erkenntnis demokratischer Ideen. Eine vornehme Natur, wie die ihm wahlverwandte Königin, wie sie geblendet durch die Scheuklappen alter Tradition, kann er wie sie dem Verhängnis nicht entrinnen,
dem fervilere große Herren und Damen geschickt auszuweichen mußten . Mit den Anfordernungen an seinen Opfermut wuchs seine Liebe für die Unglückliche auf dem von der Brandung umtosten Königsthron, für diese mit ihm gleichalterige Frau, die das dritte Jahrzehnt überschritten hatte und ihm nichts mehr bieten konnte als die längst erprobte Wärme ihres Gefühls und die Erlaubnis, Todesgefahren mit ihr zu teilen. Er war in Versailles am 5. Oktober 1789, als die erregte Menge ins Schloß drang, um die königliche Familie in die Hauptstadt zu holen . In den Denkwürdigkeiten Napoleons I. dem berühmten " Memorial de Sainte - Helene", erzählt der Exkaiser: " In der schrecklichen Nacht vom 5. zum 6. Oktober eilte eine Persönlichkeit, die durch die Gunst der Königin sehr ausgezeichnet wurde und die ich später in Radstatt abfallen ließ ( es war Graf Fersen, der 1797 dort als Mitglied der schwedischen Legation mit Bonaparte verhandelte), in die Nähe dieser Fürstin , sei es, daß sie gerufen wurde, sei es, daß sie die drohende Gefahr teilen wollte. Als die Katastrophe eintrat und das Schloß erstürmt wurde, rettete sich die Königin in die Gemächer des Königs; ihr Vertrauensmann war den großen Gefahren ausgesetzt und entkam nur durch einen Sprung aus dem Fenster. Woher dem gestürzten Weltbeherrscher die Kenntnis dieser Vorgänge kam, wird nicht vermerkt. Er selbst bekleidete am Beginne der Revolution als 20 jähriger Jüngling den Rang eines Leutnants in Grenoble.
Die bemütigende, langsame Fahrt der Königsfamilie nach Paris am 6. Oktober hat Graf Fersen mitgemacht. Am 9. berihtete er seinem Vater: " Ich war Zeuge alles dessen, was in Versailles am Montag den 5. und Dienstag den 6. sich zugetragen hat, und derAnkunft des Königs mit der ganzen Familie in Paris. Ich bin in einem der Wagen des Königs nach Paris zurückgekehrt. Wir waren 6 1/2 Stunden unterwegs. Gott bewahre mich davor, jemals wieder ein so betrübendes Schauspiel zu sehen, wie die Vorgänge dieser beiden Tage. Das Volk ist entzückt, den König und seine Familie in Paris zu sehen. Die Königin wird lebhaft begrüßt, und das kann ihr nicht fehlen, wenn man sie kennen wird und ihrem Herzen Gerechtigkeit widerfahren läßt."
Am selben Tage, wie dieser wohlerwogene Bericht, drang ein in [ ] des Grafen nach Schweden, zu seiner Schwester Graefin Sophie, der vertrauten Mitstreiterin seines traurigen Liebesromans: " Sie (die Königin) ist äußerst unglücklich, aber sehr mutig. Ich bemühe mich sie zu trösten, so gut ich es vermag. Ich bin es ihr schuldig, denn sie ist ja so vollkommen gegen mich. Ich weiß noch nicht, wann ich zu meinem Regiment zurückkehre." Bald darauf nimmt er seinen Abschied, um Paris nicht mehr verlassen zu müssen. Er installiert sich in einem Hause nahe den Tuilerien, wo da Königspaar residieren muß, stellt seine ganze Zeit, sein ganzes Vermögen, sein Leben ausschließlich und schrankenlos in den Dienst der geliebten Frau.
In der kritischen Lage Ludwigs XVI. und der Königin wird ihr Faktotum. Er vermittelt zwischen ihnen und den Getreuen, die ihnen nicht mehr nahe dürften, chiffriert und expediert ihre Briefe. Fersen sucht für die Stützen des Thrones in der Nationalversammlung, besiegt seinen Wiederwillen und arrangiert mit Hilfe des Grafen Lamarck die geheime Begegnung der Königin mit Mirabeau, der die Monarchie retten will. In einem schönen Brief rechtfertigt der Graf sein Verhalten gegenüber seinem besorgtem Vater: " Ich bin dem König und der Königin verbunden durch die Art voll Güte, mit der sie mich immer behandelt haben, als sie es konnten, und ich wäre gemein und undankbar, wenn sie verließe, sobald sie nichts mehr für mich tun können, während ich die Hoffnung habe ihnen nützlich zu sein.
Die Flucht der Königsfamilie aus Paris an die nordöstliche Landesgrenze ist zum größten Teil Fersens Werk. Er stellt Verbindungen mit dem Ausland her, sorgt für Pässe und beschafft Geldmittel ohne die geringste Rücksicht für seine eingene, stark zusammengeschmolzene Habe. In einer warmen Juninacht des Jahres 1791 sitzt der Graf, als Kutscher verkleidet auf dem Bock des umfangreichen Reisewagens, der Louis XVI, seine Frau, seine Schwester und die beiden Königskinder aus ihrer Gefangenschaft im Tuilerienschloß entführt. Bis zur ersten Post in Bondn begleitet er sie; dort trennt er sich verabredetermassen von ihnen, um sie Montmedn, nahe der Grenze von Luxemburg, zu erwarten. Nach dem kläglichen Scheitern des Unternehmens durch Verzögerungen, Fahrlässigkeit der am Wege postierten Truppenbetachements und Unvorsichtigkeit des Königs, benützt Marie Antoinette den ersten unbewachten Moment während der Qualen erzwungenen Rückfahrt, um ihrem fernen Beschützer Nachrichten zu geben: " Rassurez- vous surnous: nous vivous". Aus ihrem Schreiben unmittelbar nach der Rückkehr in die Tuilerien, das Späheraugen zum Trotz hingeworfen und expediert wird, spricht unter dem Deckmantel der Reserve unverkennbar ihr Gefühl. Der Brief beginnt mit dem Ausruf, dem Stosßeufzer: " J'existe l'[ ]" Dann drängt sie Empfindung für den Freund die Gedanken an ihre eigene vergangenen und gegenwärtigen Leiden zurück, und die Königin geht sofort über zu dem Ausdruck der Teilnahme für ihn: " Wie war ich besorgt um Sie und wie leid tun sie mir wegen all dessen, was Sie ausstehen durch den Mangel an Nachricht von uns! Wird der Himmel erlauben daß diese Ihnen zukommen?"Dann bittet sie ihn , sich keines falls nach Paris zu wagen, denn man weiß, daß er der Organisator ihrere Flucht gewesen. Zuletzt tröstet sie ihn" Seien sie ruhig, es wird uns nichts geschehen, die Nationaleversammlung will uns milde behandeln. Adieu. Ich werde Ihnen nicht mehr schreiben können,"
Und doch hat sie noch länger als ein Jahr mit Fersen korrespondiert - vorwiegend politischen Inhalts- geführt nach einiger Zeit freilich nicht mehr mit eigener Hand, an Schleichwegen, Chiffren oder mit einer Tinte, die nur durch ein besonderes Verfahren sichtbar wird. Die letzte Botschaft der Königin ist 1. August 1792 datiert. Am 10. dessleben Monats wurden die Tuilerien erstürmt,und die Schweizer Garde fiel für das sterbende Königtum. An diesem Tage hat ihr Freund noch an Marie Anoinette geschrieben. Dieser Brief der seine Bestimmung nie erreichte, ist erhalten und schließt mit den Worten: " Ich beklage es sehr, daß Sie in Paris geblieben sind. Diese schmerzliche Einsicht kam viel zu spät. Graf Fersen hatte den Versuch einer Flucht, die Laffahette tollkühn in letzter Stunde mit der Königin zu wagen anbot, dringend widerraten. Er mißtraute dem Ueberläufer. Sine politische Begabung war schwach. Er nährte das kindlich Vertrauen Marie Anoinette zu einem von ihr ersehnten " bewaffneten Kongreß" der Potentaten Europas, der die "Enrages" einschüchtern werde, er teil und stärkt ihre Abneigung gegen die emigrieten Prinzen wie gegen die Führer der konstitutionellen Partei im Lande, deren Unterstüzung sie nur zum Scheine annimmt, um Zeit zu gewinnen. So fördert er die verhängnisvolle Isolierung der Königin. In fruchtloser Demarchen bei den Höfen von Wien, London, Berlin und Petersburg erschöpft
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sich der Graf mit unermüdlicher Zähigkeit und sieht nicht das Fallbeil, das sich drohend über dem geliebten Haupt erhebt.
Auch die Königin scheint mir Blindheit geschlagen aber- Gesegnet. Wie ein Todkranker von Genesung träumt, schreibt sie dem Freund, einen Monat bevor Aekertor des Tempel sich hiner ihr schloß: " Quälen sie sich nicht zu sehr meintetwegen. Glauben sie der Mut imponiert immer. Etwas in mir sagt mir, daß wir blad glücklich und gerettet sein werden. Adieu. Wann werden wir uns in Ruhe wiedersehen?" Eitel Lügen sind diese Zeilen sicher nicht, wiederwohl der Wunsch zu trösten, sie offenbar inspiriert.
Der Gedanke, dem Getreuen Liebes zu erweisen, verläßt sie nicht in ihrer Not. Einem Schützling aus glücklicheren Tagen, dem Grafen Esterhazy, schreibt sie drei Monate nach der mißglückten Flucht, zu einer Zeit, da sie den Aufenthalt Fersens nicht kannte, der in ihrem Interesse nach Oesterreich gereist war. Sie nimmt an, dass Esterhazy, Fersens Adress weiß, und legt dem Brief zwei Ringe bei: Der eine ist für den Empfänger, der andere für Graf Fersen bestimmt. " Der vom Papier umhüllte ist für ihn", erklärt die Königin. " Er hat genau sein Maß. Übermitteln sie ihn für mich. Ich habe ihn zwei Tage lang getragen, bevor ich ihn einpackte." Nachdem sie endlich erfuhren, wo der Freund weilt- er bemühte sich in Prag für sie zu wirken- schickt sie ihm sofort eilige Zeilen, voll von einer tiefen, durch die lange Ungewißheit sichtlich aufgepeitschien Leidenschaft: " Ich kann Ihnen sagen, daßich sie liebe und habe gerade dazu Zeit! Ich bin gesund, sorgen sie sich nicht um mich. " Ich möchte gern dasselbe von Ihnen wissen! Geben sie mir bekannt, an wen ich Nachrichten adressieren soll, wenn ich Ihnen schreiben kann, denn ich kann nicht mehr leben ohne das. Adieu, le plusaims et le plus aimant des hommes. Ich umarme Sie vom ganzen Herzen.
Einmal noch nach derTrennung im Bondy, bis wohin der treue Führere den Wagen der Flüchtlinge gelenkt, war es den Liebenden vergönnt, einander zu sprechen. Es galt, den König auf Wunsch Gustavs III. für einen neuen Fluchtversuch- diesmal nach England- zu gewinnen. Am 21. Januar 1792 vermerkt Graf Fersen zu Brüssel in sein Tagebuch: " Die Königin hat eingewilligt, daß ich nach Paris komme." Als schwedischer Kurier, unter falschen Namen, trifft der Graf am 13. Februar in der französischen Hauptstadt ein. Spät abend kommt er ins Tuilerienschloß. Der König ist schon zu Bett. Das Tagebuch erzählt: " Zur Königin gegangen. Meinen gewöhnlichen Weg genommen, Furcht vor den Nationalgardisten. Den König nicht gesehen." Die Worte sind sehr knapp; aber die Phantasie eines Dichterhistorikers wie Schiller fände reichen Stoff darin. Am nächsten Tag sieht der Graf Ludwig XVI. Und dessen Gemahlin um 6 Uhr abends im Schloß und erfüllt seine Mission. Der König will nicht fliehen; die Ueberwachung ist außerordentlich scharf. Fersen erkennt den wahrend Grund der Weigerung und schreib ihn nieder: " Er ( Louis XVI.) macht sich einen Gewissen daraus, da er so oft versprochen hat, zu bleiben, denn er ist ein anständiger Mensch." Fersen nimmt den Tee beim Königspaar und nachtmahlt mit ihnen. Um Mitternacht verläßt er die Tuilerien- für immer.
Was Axel Fersen während der fünfvierteljährigen Neckerhaft Marie Antoinette gelitten, reicht an die Qualen der Königsfamilie selbst heran. Alle Wechselfälle des Krieges, das Aufschwellen der blutigen Flut der Terrors in Paris verfolgt er in zitternder Angst, gefoltert von Ungewißheit. Aber die natütrlichen Schutzvorrichtung gegen Wahnsinn und Selbstmord ist auch ihm gegeben: Die Fähigkeit, bis zum Aeußersten zu hoffen. In nimmermüder Geschäftigkeit nimmt er seins Bittergänge bei den Souveränen wieder auf. Noch im Frühling 1793 entwirft er einen Verhaltungsplan für Marie Antoinette in Anbetracht der Möglichkeit, daß ihr Neffe, Kaiser Franz II. sie loskaufen könnte und die geliebte Frau zur Regentschaft käme. Er hatte seine Rechnung ohne Kaiser Franz gemacht
Fersen Schmerz, als er erfuhr, daß die angebetete Königin auf dem Blutgerüst geendet hat, ist kaum vorstellbar. Ein Wiederhall seinen tiefen Wehs lebt in einem Brief an seine stille leidgewohnte Schwester: " Den Zustand, in dem ich bin, kannst nur Du begreifen. Ich habe alles verloren in der Welt. Nur Du bleibst mir. Sie, die mein Glück war, für die ich lebte, denn ich habe nie aufgehört, sie zu lieben, nein, ich konnte es nicht, niemals einen Augenblick habe ich aufgehört, sie zu lieben, und das Letzte vom Letzten hätte ich für sie hingegeben. Sie, die ich so geliebt habe, für die ich [ ] Leben geopfert hätte, ist nicht mehr! Ach, mein Gott warum mich so niederschmettern? Sie lebt nicht mehr. Ich weiß nicht, wie ich leben kann und meinen Schmerz ertragen. Mein Herz wird bluten bei jedem Schlag. Ich hab nicht die Kraft, weiter zu schreiben. Ich bekam soeben die gräßliche Bestätigung ihrere Hinrichtung. Man spricht nicht von der übrigen Familie, aber meine Befürchtungen sind schrecklich. O, mein Got, rette sie! Erbarm' dich meiner!" Und sie, geliebt wie wenige Frauen auf Erden, hat sie bis zum Ende seiner gedacht? Als der Armesünderkarren, auf dem Marie Antoinette saß, an den Tuillerien vorbeikam, soll sie das Schloß mit einem langem Blick gestreift haben. Witwe durch Henkershand, vom eigenen Kind in qualerpreßter Anklage der Blutschande geziehen, die einzige Tochter in fürchterlichster Gefahr zurücklassend, verurteilt, beschimpft, hatte sie auf eine der wenigen teilnehmenden Fragen, die an sie gerichtet wurde geantwortet: " Mon coeur est mort."
Noch sechzehn Jahre hat der Graf Fersen gelebt, dem Antrieb dessen gehorchend, was ihm als seine Pflicht in Fleisch und Blut übergegangen war. Sein Ende war dem Marie Antoinettes nicht unähnlich: Das schwedische Herrscherhaus war unpopulär geworden. Gustav IV wurde abgesetzt. Sein kinderloser Oheim Karl trat an seine Stelle. Zu dessen Nachfolger bestimmte die Opposition den Prinzen Christian von Holstein- Augustenburg. Bei einer Truppenrevue starb er plötzlich, vom Schlag gerührt. Mordverdacht regete sich. Fersen als markanter Vertreter des legitimistischen Hochadels wurde zum Sündenbock ausersehen. Flugschriften bezeichneten ihn fast unverhohlen als den Giftmörder des Augustenburgers und hetzten gegen ihn. Da übertrug ihn König Karl, der ihm nicht wohlwollte, die Einholung der Leiche des jäh verstorbenen Prinz nach Stockholm. Beim Eintreffen des des Grafen Fersen an der Spitze des Trauerzuges wird er aus dem Galawagen gerissen, umhergehetzt, schließlich bei auffallender Indifferenz der königlichen Garde und der königlichen Truppen im Hofe des Stadthauses massakiert, am hellen Mittag des 20. Juni 1810. Auch er wie Marie Antoinette von der eigenen Kaste im Stich gelassen, auch er ein Opfer seiner Vorurteile, der rasenden Volkswut und ihrer Nutznießer, gleich der Oesterreicherin, deren Schicksal Staatsraison mit dem der lastersiechen Monarchie in Frankreich verkettet hat. " Sie haben gehabt weder Glück noch Stern. Sie sind verdorben gestorben."